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vermögen

Für den Harvard-Professor Michael J. Sandel steht fest: Die Regeln des Marktes haben so gut wie alle Lebensbereiche infiltriert./…/ Immaterielle Güter wie Partnerschaft, Gesundheit, Familie und Erziehung werden von uns als Ware behandelt wie Toilettenbrillen, Schuhcreme oder Bananen. Sandel ist sich sicher: Ohne es zu merken, haben wir uns von einer Marktwirtschaft in eine Marktgesellschaft verwandelt. Die Ökonomisierung fast aller unserer Lebensbereiche verstärkt seiner Meinung nach vor allem die Ungleichheit. Wenn alles Geld kostet, profitieren am Ende diejenigen, die sich alles leisten können. Die Armen haben das Nachsehen.

 

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Heute geht es mehr und mehr um das Einfangen und Aufrechterhalten von Aufmerksamkeit, was auch heißt, dass es um Zeit geht, die eine andere Ressource als der Raum oder natürliche Energien darstellt. Zeit im Sinne von Aufmerksamkeit ist nämlich eine knappe Ressource, von der jeder nur eine gewisse Menge besitzt, und sie ist für den einzelnen zu einem gegebenen Augenblick nicht vermehrbar, denn es gibt biologische Grenzen der Aufmerksamkeitskapazität. Wir können nur mehr bewusst wahrnehmen, wenn wir die Details vernachlässigen. Zudem ist Aufmerksamkeit flüchtig, wenn nicht stets Ungewohntes und Interessantes angeboten wird. Gleichzeitig wird das Problem der Informationsselektierung immer dringlicher. Die Schwellen für Signale werden höher, wenn Aufmerksamkeit noch erregt werden soll, während immer mehr Techniken der Informationsfilterung, gewissermaßen neue Sinnesorgane zur Erfassung und Selektion von Signalen entstehen.

Florian Rötzer 08.01.1996

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Vor allem Goldhaber prophezeit die baldige Ablösung der „Geldökonomie“ durch eine „Aufmerksamkeitsökonomie“, in der das Geld verschwindet und durch die „neue Währung“ Aufmerksamkeit komplett ersetzt wird. Schon jetzt sei Aufmerksamkeit quasi eine Parallelwährung, meint Goldhaber, und verweist auf die vielen Internet-Angebote, die es kostenlos nur gegen Aufmerksamkeit“ gibt.